Auf ein Wort mit Emi
Wenn du eine Zeitmaschine hättest und in die Zukunft des Mehrgenerationenhauses reisen könntest, welches inspirierende Bild würdest du sehen und welche Vision hätte sich verwirklicht?
Ich stelle mir die Zukunft trubelig, bunt, mit viel Lachen verschiedenster Kinder und weise Worte der Ältesten vor, mit Eltern, Singles, die sich gerne ohne Konsumzwang treffen und gemeinsam Ideen für die Zukunft spinnen oder einfach nur so wie sie sind sein wollen, Menschen begegnen wollen
Welche Herausforderungen siehst du auf dem Weg zur Verwirklichung dieser Vision?
Leider erscheint es uns Menschen sehr unüblich, sich einfach wohin zu bewegen und die Räume für sich zu nutzen. Es handelt sich um keinen öffentlichen Park, wo man seine Picknick-Decke einpackt und sich mit Menschen einfach so verabredet. Unser MGH ist auf einem Grundstück, unsere Räume sind in Mauern. Das alles „hemmt“ einen ein bisschen. Dabei ist unser Mehrgenerationen-Haus genau dafür gedacht: ein Ort an dem man sich einfach verabreden und zusammenkommen kann - ganz ohne Konsumzwang.
Eine weitere Herausforderung ist einfach das Geld. Wir sind auf Spenden angewiesen. Die Förderung der Stadt und des Bundes ist als Anschubfinanzierung gedacht. Wir müssen permanent Anträge schreiben, um Fundraising zu betreiben. Es ist im Bundeshaushalt immer weniger Geld da, der Sozialetat wird gekürzt, was wir auch dieses Jahr bei steigenden Energiepreisen, Tarifsteigerungen deutlich gleich für 2024 zu spüren bekommen haben.
Gibt es ein Motto oder ein Zitat, das dich für deine Arbeit im Vorstand besonders inspiriert?
Wir sehen uns als Brückenbauer:innen und Möglichmacher:innen. Das Wort ABER versuchen wir unberücksichtigt zu lassen….das ersetzen wir durch die Worte…."OK und"….das führt uns gemeinsam einen Schritt weiter.
Was glaubst Du sind die Effekte, die ein Mehrgenerationenhaus auf die unmittelbare Nachbarschaft und auf die Gesellschaft als Ganzes hat?
Neben der Entlastung z. B. durch den Mittagstisch oder durch die Möglichkeit sich ein Netzwerk aufzubauen, ermöglicht unser MGH Brücken zwischen Lebenswelten zu bauen und verbindet Menschen im gemeinsamen TUN und SEIN und schafft es Vorurteile und Barrieren im Kopf zu minimieren.
Kinder können erleben, dass jeder Mensch unserer Gesellschaft seinen würdigen Platz innehaben kann, was sich später sicherlich auf ihr ganz eigenes Handeln Einfluss nehmen wird.
Menschen können sich hier ausprobieren und ihre eigenen Ideen umsetzen und finden Unterstützung darin und finden Räume zum Beleben.
Welches Erlebnis im Mehrgenerationenhaus ist dir besonders im Gedächtnis geblieben, weil es den Impact eurer Arbeit symbolisiert?
Bei unserem "Kunst für alle!" - Workshop sind wir mit unserer mongolischen Jurte von Stadtteil zu Stadtteil gewandert. Beginnend in sozioökonomisch gut ausgestatteten Stadtteilen. Den Menschen dort hat es so gut gefallen, sie sind dann mit der Jurte in alle Stadtteile mitgezogen. So sind sich Menschen in Stadtteilen begegnet, in denen sie noch nie zuvor waren. Es prallten zuweilen wirklich klischeehaft Welten aufeinander, aber am Ende war das gemeinsame Tun das Wichtige und nicht mehr woher man kommt und welche Sprache man spricht.
Ein weiterer wichtiger Augenblick der mich noch heute anrührt ist der Moment, als ein Kind aus einer Flüchtlingsunterkunft sagte, er freut sich immer darauf, wenn Freitag ist, das sind die schönsten Momente seines Lebens, wenn er im Kinderhotel sein kann.
Oder die Aussage einer Besucherin: "Mir geht so das Herz auf, wenn ich zu euch komme, da merkt man, ihr liebt die Menschen."